Bronze statt Stahl

Am 5. Oktober hat die Johanneskirche in Voerde vier neue Glocken bekommen.

Ennepetal. Zahlreiche Schaulustige waren am Morgen des 5. Oktober in die Lindenstraße in Voerde gekommen, um mitzuerleben, wie die vier neuen Bronze-Glocken per Kran in den Turm der Johanneskirche gehoben wurden.

Eine Glocke nach der anderen verzurrte Glockengießer Udo Gravermann von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker GmbH & Co an dem Stahlseil des Kranes.

Bevor die Glocken nacheinander hinauf zum Turm der Johanneskirche schwebten, schlug er die jeweilige Glocke an und sprach einen Segensspruch.

Jetzt wird im Turm der neue hölzerne Glockenstuhl gebaut, an dem die Glocken in Zukunft ihren Dienst tun werden. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die vier neuen Bronzeglocken im November erstmals erklingen.


Kirchengemeinde bittet weiter um Spenden

Pfarrer Armin Kunze schreibt im aktuelle Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Voerde in Ennepetal: „Mit dem Bronzegeläut und einem hölzernen Glockenstuhl schaffen wir heute die Voraussetzung dafür, dass viele Generationen nach uns das Geläut der Voerde Kirche zum Lebensbegleiter wird.

Viele Menschen unterstützen dieses große Projekt mit Spenden. Die Bereitschaft zum Spenden ist immer noch hoch.

Das ganze Projekt kostet ca. 255.000 Euro. Inzwischen sind 145.000 Euro gespendet worden. Der Kirchenkreis Schwelm wird 51.000 Euro dazugeben. Der dann noch fehlende Betrag wird der Baukasse der Kirchengemeinde entnommen.

Wenn Sie spenden möchten: Die Kontoverbindung lautet: Kirchengemeinde Voerde, DE94 4545 1060 0001 0026 33. Jede Spende hilft!“


Sanierung war notwendig

Vor zwei Jahren hatte das Voerder Presbyterium beschlossen, das Geläut und den Glockenstuhl in der Johanneskirche zu sanieren.

Glockensachverständige hatten schon seit langem auf ein Problem aufmerksam gemacht: Die Glocken, die wie der Glockenstuhl aus Eisenhartguss bestanden, waren an vielen Stellen ausgeschlagen, und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie reißen würden.


Problem Glockenstuhl

Glockenstühle, also die Vorrichtung an denen die Glocken hängen, sind üblicherweise aus Holz. Sie haben große Lasten zu tragen. Im Falle des Geläutes in der Johanneskirche sind es ca. 2 Tonnen. Ein eiserner Glockenstuhl hat den Nachteil, dass die Kräfte, die durch das Hin- und Herschwingen der Glocken beim Läuten entstehen, direkt in das Mauerwerk übertragen werden. Ein hölzerner Glockenstuhl dagegen nimmt die Kräfte und Schwingungen des Geläutes auf und absorbiert sie.

Zudem besteht bei einem eisernen Glockenstuhl immer die Gefahr, dass der Turm mit der Zeit beschädigt wird. Risse können auftreten, die die Stabilität des gesamten Kirchturms gefährden.

Im Falle des Glockenstuhles in der Johanneskirche kam noch hinzu, dass er an einigen Stellen schon gerissen und repariert worden war. Es war also eine Frage der Zeit, wie lange dieses Provisorium noch hielt und funktionierte.


Eine kurze Glocken-Geschichte

Von einem Provisorium kann man sprechen, wenn man sich die Geschichte des Geläutes in der Johanneskirche anschaut. Herrmann Hirschberg hat an verschiedenen Stellen in seinen Veröffentlichungen darüber geschrieben.

Schon im Vorgängerbau der jetzigen Johanneskirche ist ein Geläut vorhanden gewesen. Anlässlich des Neubaus der Johanneskirche in den Jahren 1780-1781 wurde ein neues Geläut gegossen. Das neue Geläut wurde 1791 von dem Glockengießer Christan Voigt in Isselburg, bestehend aus drei Bronzeglocken, gegossen. Die alten Glocken hat man für dieses Geläut wiederverwendet.

Diesen Glocken ereilte im 1. Weltkrieg das übliche Schicksal. Sie mussten abgegeben werden; im Oktober 1917 wurden sie vom Turm geholt und eingeschmolzen. Aus Bronzeglocken wurden Kanonen.

Nach dem 1. Weltkrieg erhielt die Johanneskirche das Geläut aus Eisenhartguss, das jetzt ausgetauscht wurde. Es wurde am 13. Juli 1919 feierlich eingeweiht und bestand aus vier Glocken. Eisenhartguss ist als Material für Glocken untypisch.

Es war ein Provisorium, mit dem man schnell und billig für ein Geläut sorgen konnte. Dieses Provisorium existierte bis heute.

Ziel der jetzigen Sanierung war und ist, das Geläut der Johanneskirche in Voerde zukunftssicher zu machen und dafür zu sorgen, dass auch noch die Generationen nach uns am Glockengeläut ihre Freude haben werden.


Vier Kunstwerke aus Bronze

Ende November letzten Jahres wurden die neuen Glocken für die Johanneskirche in Voerde wurden von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker GmbH & Co in Sinn bei Wetzlar gegossen.

Ein bewegender Moment für diejenigen, die diesem Ereignis beiwohnen konnte.

Die Glocken tragen Inschriften, die ihre Funktion als Morgen-, Mittags- und Abendgeläut beschreiben.

Auf der größten Glocke (Schlagton: f1) steht: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen. Ps. 31,15b,16a. Auf dieser Glocke befindet sich auch ein Bild Johannes des Täufers in abstrahierender Darstellung.

Auf der zweitgrößten Glocke (Schlagton: g1) steht: Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne. Psalm 4, V. 9.

Auf der Morgenglocke (Schlagton: b1) heißt es: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Psalm 19, V. 2.

Die kleinste Glocke (Schlagton: d2 – 2) ist die Vaterunserglocke und trägt die Aufschrift: Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn, so erhört er mich von seinem heiligen Berge. Psalm 3, V. 5.

Zudem tragen alle vier Glocken historische Inschriften mit der Geschichte der Voerder Glocken seit 1791.

Alle Inschriften und Darstellungen wurden von der Künstlerin Rosemarie Vollmer gestaltet.

Jetzt freuen sich viele Voerderinnen und Voerder darauf, wenn die neuen Glocken bald zum ersten Mal läuten.

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